Der Lake People Mikrofon-Preamp MPA RS 01 bringt auf äußerst kompakten Maßen zwei Mikrofonkanäle unter. Die großen Drehregler schalten die Verstärkung in 6-dB-Schritten von 0 bis +66 dB und ermöglichen so einen exakten Abgleich der beiden Kanäle für Stereo-Aufnahmen sowie die problemlose Wiederherstellung früherer Setups. Jeder Kanal lässt sich einzeln in der Phase drehen und mit einem Hochpass bei 70 Hz mit einer Flankensteilheit von 12 dB pro Oktave filtern. Die siebenstufige Pegelanzeige für jeden Kanal kann intern kalibriert werden, die 48 Volt Phantomspeisung schaltet global für beide Kanäle. Der MPA RS 01 selbst wird über USB mit Strom versorgt – eine Eigenschaft, die ihn in Verbindung mit seinen äußerst kompakten Abmessungen zu einem idealen Begleiter für mobiles Recording machen, bei dem man trotzdem nicht auf die feinen Qualitäten eines Studio-Preamps verzichten möchte.
Ausstattung pro Kanal:
ch habe noch nicht richtig verstanden, warum die Neve-Clones unter den Mikrofonverstärkern im Moment eine derartige Hochkonjunktur zu haben scheinen. Für Färbung und Saturation (vulgo: Verzerrung) ist es aus meiner Sicht nicht notwendig, so teure Hardware anzuschaffen - das können Plugins mittlerweile genauso gut, aber flexibler und wesentlich günstiger. Aber: Einen guten Preamp zu finden, der einfach sehr laut machen kann ohne seinen klanglichen Senf dazu zu geben, dabei nicht rauscht, 2 Kanäle hat, und dabei noch Budget für andere wichtige Sachen lässt, ist nicht so einfach. Auf der Suche nach einem guten 2-Kanal-Preamp im Tischformat für mein Austrian Audio OCR818 und mein Neumann KM 184-Pärchen habe ich einige Zeit gebraucht, um auf Lake People (LP) zu kommen. Die 19-Zoll-Stereo-Preamps von LP waren mir natürlich ein Begriff (aber für mein Budget zu teuer), und dass die Firma v. a. im Veranstaltungs- und Radiobereich tätig ist (viel Sprache wechselt sich mit viel Ruhe ab —> rauschende Preamps verboten), wusste ich auch. Nicht aber, dass sie mit dem MPA RS 1 ein Gerät im Angebot hat, was kaum einer kennt, das aber in einer genialen Nische zu Hause ist: für alle, die 2 hochwertige Preamp-Kanäle nutzen wollen, aber kein 19’- oder 500er-Rack haben oder haben wollen. Und ein erster Test bestätigt es: Hardware „built like a tank“, gerasterte große Gain-Regler, die eine absolut parallele Einstellung beider Kanäle ermöglicht, XLR-Buchsen von Neutrik, ein zusätzlicher unbalancierter Output (sehr praktisch für Kompressoren mit umbalancierten Eingängen), konstruiert und gebaut in Deutschland (lt. Hersteller auch ein Großteil der Vorprodukte), und ein extrem geringer Platzverbrauch auf dem Produktionstisch bei maximaler Mobilität (USB-powered, Netzgerät für alle Fälle liegt bei) - besser geht’s nicht. Das Rauschen ist so gering, dass man bei 75% aufgedrehtem Gain-Regler das Gefühl hat, der Preamp ist nicht angeschaltet - so soll es sein. Der Klang ist extrem neutral, holt das Beste aus den Mikros und nervt nicht. Die Ausstattung ist mit Phantomspannung (nur gemeinsam schaltbar) und Trittschallfilter guter Standard. Eine perfekte Ergänzung für meinen ISA One Preamp (der hat einen sehr praktischen zusätzlichem Line-/Instrument-Level-Input, ist noch so ein unterschätztes Original und der erfolgreiche konstruktive Versuch vom Meister Neve, dem Preamp die Sättigung abzugewöhnen). Mein Fazit: bezogen auf Konzept, Konstruktion und Herstellung ist der LP Stereo-Preamp ein Original aus Konstanz am Bodensee, fühlt und hört sich absolut nach Wertarbeit an, und das Beste: er versucht nichts anderes zu sein als ein wirklich gutes Original - ein No-Clone eben.
P.S.: ich bin ein echter Kunde und hab mir das Ding wirklich gekauft - keine gesponserte oder vom Hersteller verfasste Bewertung…
Die Bewertung "Der No-Clone" hat es sehr gut auf den Punkt gebracht und mir bei der Auswahl des Preamps geholfen. Dieser Zweikanalpreamp wirbt nicht mit irgendwelchen Vintagemythen und schwelgt nicht in der Audiogeschichte. Er ist ein grundehrlicher, moderner Vertreter seiner Gattung, der nur eins kann: Mikrofone möglichst klangneutral und rauscharm verstärken. Und dies kann er aus meiner Sicht besser als mein RME Fireface 802 und mein Focusritepreamp. Mein Focusrite ISA One hat im Vergleich eine deutliche, leicht nasale Färbung (unterschiedlich stark ausgeprägt abhängig von der gewälten Eingangsimpedanz).
Der MPA RS01 ist sehr solide gebaut (Made in Germany) und dennoch sehr "mobil", d.h. ich kann es gut zum Outdoor-/Field-Recording mitnehmen, habe aufgrund der cleveren Netzteillösung keine Probleme mit der Stromversorgung und muss auf dem heimischen Schreibtisch nur wenig Platz spendieren. Mit den gerasterten Gainreglern kann die Einstellung leicht dokumentiert und reproduziert werden. Mit Phasereverse, Phantomspeisung und Lowcut sind die wichtigsten Zusatzfunktionen an Bord. Der Mikrofonvorverstärker hat brauchbare Pegelanzeigen, die vielen Wettbewerbern leider fehlen. Ich bin begeistert von der Detailtreue von Aufnahmen, die ich mit verschiedenen Groß- und Kleinmembrankondensatormikrofonen, sowie einigen dynamischen Mikrofonen gemacht habe. Die zusätzlichen Cinch Ausgänge habe ich bisher nicht benutzt und hätte sie wahrscheinlich auch nicht vermisst.
Da ich bereits seit vielen Jahren viel Spaß mit einem Lake People G 109 Kopfhörerverstärker habe, hoffe ich, dass mir auch dieses Gerät lange Freude bereiten wird.