Erica Synths Xenodrive

Nur die harten kommen in den Garten

Das Xenodrive von Erica Synths wurde in Zusammenarbeit mit der holländischen Softwareschmiede 112dB.com entwickelt. Es vereint eine live-orientierte Bedienung mit den innovativen Features und hochqualitativen Algorithmen von 112dB. Das Desktopgerät setzt den Fokus ganz auf Verzerrung, Overdrive und Waveshaping. Kurzum, das perfekte Werkzeug für Sounddesign von nuancierter, harmonischer Verbesserung bis hin zu totaler Zerstörung. Mit den 12 Parametern und ein paar weiteren im Menü lässt sich der Effekt weitreichend einstellen.

Den Anfang im Signalweg macht die Eingangsstufe mit bis zu 24db Gain. Allein damit lässt sich so ziemlich jede Soundquelle bis hin zur Verzerrung verstärken. Es folgt ein Kompressor, der die heftigsten Pegelspitzen glattbügelt. Die dritte Stufe ist eine gelungene Germanium-Diodenverzerrer Emulation mit Drive und Tone Reglern. Mit dem Waveshaper erreicht die Verzerrer-Orgie seinen Höhepunkt. Dieser Waveshaper ist Wavetable-basiert und setzt sich aus zwei überlagerten Wavetables mit jeweils 16 Wellenformen zusammen, die als Schnittmuster für das Audiosignal fungieren. Es klingt einfach unglaublich, vor allem echt heftig. Mit dem Shaper-Mix-Regler lässt sich der Waveshaper zumischen bzw. umgehen, so das der ursprüngliche Sound noch eine Chance hat als solcher erkannt zu werden. Reicht das? Natürlich nicht. Auf den Waveshaper bzw. Overdrive folgt ein 2-Band EQ mit regelbarer Center-Frequenz und zuschaltbarer Resonanz (Scream). Ob damit dem Signal den finalen Charakter aufsetzt oder das Endergebnis noch ein Stück heftiger macht hat man damit selbst in der Hand. Abschließend findet sich im Signalweg ein Noise Gate mit dem sich Rauschen und Nebengeräusche zwischen den Pegelspitzen effektiv unterdrücken lassen.

Mit 100 Presets sind genug Speicherplätze um die coolsten Kreationen festzuhalten vorhanden. Ab Werk sind die ersten 40 Presets mit Factory-Programmen belegt, weitere 60 stehen zur freien Verfügung. Im Menü versteckt sich der Magic Mode, der im Grunde ein Parameter Randomizer ist und für unerwartete Ergebnisse sorgt, die selbstredend speicherbar sind. Anstelle eines abrupten Preset-Wechsels bietet der Xenodrive Preset-Morphing an, ausgehend vom aktuellen Preset kann man einstellen wie schnell der Wechsel vollzogen wird, bis das nächste Preset vollständig „geladen“ ist. Die Optionen hierfür reichen von 0,1 bis 10 Sekunden. Dank der vollständigen MIDI-Implementation bietet sich auch eine Steuerung einzelner Parameter über die DAW oder einen Mastersequencer an. Der Scream-Mode lässt sich manuell oder via Pedal aktivieren. Der Signalweg ist für Stereo ausgelegt, am Audioeingang wird jedoch auch Mono akzeptiert. Wer auf der Suche nach aktuellen Algorithmen mit frischen Ideen und einem zugänglichen User-Interface ist, sollte sich den Xenodrive genauer anschauen.