Der
Roswell MHB Mini Humbucker
verleiht jeder E-Gitarre den ikonischen Rock-Sound der wilden Siebzigerjahre. Der nach traditionellem Aufbau gefertigte Zweispuler verfügt im Vergleich zum großen Humbucker über ein schmaleres Abnahmefeld, wodurch speziell die Hochmitten und Höhen besonders obertonreich zur Geltung kommen. Ansonsten setzt der Roswell MHB Mini Humbucker auf klassischen Alnico V-Charakter für die gewisse Portion Mittenwärme und eine moderate Spulenwicklung für einen ausgewogenen Output in allen Einsatzbereichen.
Ich habe zwei Roswell Pickups MHB Mini Humbucker in eine aufgemotzte Squier Classic Vibe Strat aus den ersten Jahren dieser Serie eingebaut, die schon einige Tonabnehmerwechsel hinter sich hat. Vor vielen Jahren war eine Firebird meine erste richtig gute Solidbody, die ich lange bevorzugt gespielt habe, während sich der "Gitarrenhaushalt" langsam vergrößerte. Nachdem ich aber im Laufe der Zeit mehr und mehr zum Stratocaster-Fan (und -Bastler) wurde, konnte ich mich irgendwann einfach nicht mehr mit der schlechten Balance der Firebird arrangieren und sie mußte leider gehen.
Weil mir die PAF-Humbucker, die ich zuletzt in der Strat hatte, bei cleanen Sounds einfach zu dunkel klangen und ich die Pickups der Firebird in sehr guter Erinnerung habe, war ich froh, daß Roswell jetzt eine "Gut-und-günstig"-Variante dieses Tonabnehmertyps im Programm hat. Dankenswerterweise wurde sich hier am Charakter alter Firebird-Pickups orientiert - nicht an den merkwürdigen High-Output-Typen, die Gibson in einige Reissues eingebaut hat. Man bewegt sich also klanglich irgendwo zwischen Low-Output-Humbucker- und kräftigem Singlecoil-Sound, wie bei einer alten Firebird. Ein sehr schöner transparenter Sound, der mit typischem Humbucker-Charakter nur wenig zu tun hat.
Sicher gibt es Firebird-Typen von den bekannten "Edelwicklern", die noch ein bißchen mehr in den Höhen "glänzen" oder noch etwas dynamischer sind - man sollte aber bedenken, daß die auch gerne das sieben-bis-zehnfache kosten. Für aktuell circa 27,-€ gibt es nichts zu meckern! Die MHBs klingen gut und sind anständig verarbeitet. Einziger Kritikpunkt, der mir einfällt, ist die Länge der Kabel ab Werk. Bei einem Einbau in eine Firebird oder SG könnte es knapp werden, der Weg zu den Volume-Reglern ist doch sehr lang im Vergleich zu einer Strat oder Tele. Eventuell müßte man dann Verlängerungen anlöten.
Vorab eine fehlende Info: Die Induktivität beträgt 3,35H (gemessen). Ich habe eine Strat (Esche mit Ahorndecke), die ursprünglich mit 3 P90 ausgerüstet war, aber damit weder Richtung Fender Strat noch irgendwie Gibson-mäßig klang. Die SeymourDuncan SM1-N und B auf Neck und Mitte sind da schon deutlich besser, aber für den Bridge-PU forsche ich noch. Da war der Roswell-PU für den Preis allemal einen Versuch Wert. Und er klingt richtig gut: Erkennbare Höhen, nicht übertrieben perlig - was oft dann im oberen Bereich der hohen E-Saite nur fipsig klingt, sondern sehr dicht am großen PAF-Humbucker. Aber eben auch nicht muffig oder dumpf. Blöd ist nur: Zuleitung einadrig in Schirmung. Wer die Gegenphase braucht, hat Pech oder muss sich löten trauen. Und das Cover ist zu groß für die normalen P90-auf-Mini-Hum-Rahmen. Für mich als Fummler kein Thema, für manch anderen ein Nogo. Daher die Stern-Abzüge. Und der Klang geht noch besser, habe inzwischen noch einen TV-Jones Powertron in P90-Gewand aufgetan, der aber das 5fache kostet.
Die von Gibson verbauten Mini Humbucker klingen flach und eindimensional. Grausam. Da ich die Ausgabe für die SDs gescheut habe, habe ich es erst mal mit einem Roswell versucht, mit den P90 hatte ich bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. Es hat sich gelohnt. Die Dinger klingen.